Jesus Christus – der Mensch
Historische und religiöse Einordnung
Historisch wird Jesus von Nazareth als jüdischer Prediger und religiöser Lehrer angesehen, der im ersten Jahrhundert in der Region Palästina lebte, damals Teil des Römischen Reiches. Seine Geburt wird historisch um das Jahr 4 v. Chr. datiert, sein Tod auf etwa 30–33 n. Chr. Die im Allgemeinen herangezogenen Quellen über sein Leben stammen aus den Evangelien des Neuen Testaments.
Im gesamten Christentum wird Jesus Christus als der Messias (griechisch „Christus“, was „der Gesalbte“ bedeutet) angesehen, dessen Kommen im Alten Testament prophezeit wurde. Als erstgeborener Sohn Gottes befreite er durch seinen Tod am Kreuz, wie in der Frohen Botschaft näher beschrieben, die Menschheit von der Sünde der Untreue.
Für Muslime ist Jesus (arabisch „ʿĪsā“) ein bedeutender Prophet, und im Judentum wird er oft als ein bedeutender, aber umstrittener Lehrer gesehen.
Das Kind Jesus
Das Leben Jesu war tief in der jüdischen Tradition verwurzelt und von zentralen religiösen Stationen geprägt. Seine Geburt in Bethlehem erfüllte die alttestamentlichen Prophezeiungen über das Kommen des Messias. Seine Mutter Maria und sein Vater Josef stammten aus einfachen, aber gläubigen Verhältnissen und lebten nach den Geboten der jüdischen Religion.
Zum Zeitpunkt Jesu Zeugung waren sie noch nicht verheiratet, jedoch verlobt, was damals bereits als rechtsverbindlich galt und nur durch eine förmliche Scheidung aufgelöst werden konnte.
Laut dem Matthäusevangelium (Mt 1,18–25) war Josef zunächst unsicher, als er von Marias Schwangerschaft erfuhr, weil sie noch nicht zusammenlebten. Doch ein Geist Gottes erschien ihm und erklärte, dass die Umstände des Empfängnis Jesu von Gott gesegnet waren. Daraufhin nahm Josef Maria als seine Frau zu sich, lebte aber bis zur Geburt Jesu mit ihr in einer keuschen Ehe.
Sie erzogen Jesus nach den Vorschriften des mosaischen Gesetzes und führten ihn früh in die religiösen Traditionen seines Volkes ein.
Gemäß der jüdischen Sitte wurde Jesus am achten Tag nach seiner Geburt beschnitten, ein Zeichen des Bundes zwischen Gott und dem Volk Israel. Später brachten Maria und Josef ihn zur Weihe in den Tempel nach Jerusalem, wo der greise Simeon und die Prophetin Hanna ihn als den verheißenen Retter erkannten und seine besondere Sendung prophezeiten. Diese Ereignisse verdeutlichten bereits früh die außergewöhnliche Bestimmung Jesu.
Schon als Zwölfjähriger zeigte er ein außergewöhnliches religiöses Verständnis und eine tiefe Verbundenheit mit Gott. Während eines Besuchs in Jerusalem anlässlich des jüdischen Passahfestes blieb er drei Tage im Tempel, wo er mit den Schriftgelehrten und Priestern über die Heiligen Schriften debattierte. Seine tiefgründigen Einsichten und sein Wissen erstaunten die Gelehrten, die in ihm mehr als nur einen gewöhnlichen Jungen sahen.
Seine Antwort an seine besorgten Eltern – „Wusstet ihr nicht, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“ – offenbarte bereits ein frühes Bewusstsein für seine göttliche Sendung. Dieses Ereignis deutete darauf hin, dass sein Leben einer höheren Bestimmung folgte und dass er sich der besonderen Beziehung zu Gott, seinem Vater, bereits in jungen Jahren bewusst war.
Die Berufung
Sein öffentliches Wirken begann etwa mit 30 Jahren, als er sich von Johannes dem Täufer im Jordan taufen ließ. Johannes, der als Prophet galt und das Kommen des Messias verkündete, rief die Menschen zur Umkehr und Buße auf. Jesus trat demütig zu ihm und bat um die Taufe. Johannes erkannte ihn als denjenigen, der kommen sollte, und äußerte zunächst seine Unwürdigkeit, ihn zu taufen. Doch Jesus bestand darauf, da es dem göttlichen Plan entsprach.
Als Jesus aus dem Wasser stieg, geschah etwas Außergewöhnliches: Der Himmel öffnete sich, und der Geist Gottes kam sichtbar in Gestalt einer Taube herab, ein Symbol für Reinheit, Frieden und die göttliche Gegenwart. Gleichzeitig erklang eine Stimme aus dem Himmel, die sprach: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Diese göttliche Offenbarung bestätigte öffentlich seine besondere Stellung und Sendung. Für Jesus selbst war dies ein entscheidender Moment der Bestätigung seines göttlichen Auftrags, während seine Anhänger und spätere Jünger durch dieses Wunder erkannten, dass er von Gott auserwählt war.
Diese heilige Bestätigung markierte den Beginn seines Dienstes und verdeutlichte, dass er nicht nur als Lehrer oder Prophet wirkte, sondern als der verheißene Messias und Sohn Gottes. Von diesem Moment an trat er bewusst in seine Mission ein, das Reich Gottes zu verkünden und den Menschen den Weg zu Erlösung und Heil zu weisen. Die Taufe diente der offiziellen Legitimation durch Gott und war zu Jesu Zeit ein Vorbote der späteren christlichen Taufe, mit der sich seine Nachfolger öffentlich zu ihm bekannten und bekennen.
Unmittelbar nach der Taufe zog er sich für 40 Tage in die Wüste zurück, um sich in völliger Einsamkeit auf seine Mission vorzubereiten. Während dieser 40 Tage befand sich Jesus in einem Zustand extremer körperlicher und geistiger Entbehrung. Er fastete in völliger Einsamkeit und war den harschen Bedingungen der Wüste ausgesetzt – brennende Hitze am Tag, eisige Kälte in der Nacht, Hunger, Durst und die raue Umgebung. Dieser Rückzug diente der Vorbereitung auf sein öffentliches Wirken und der geistigen Stärkung.
Während dieser Zeit war Jesus nicht nur physisch geschwächt, sondern auch spirituell herausgefordert. Luzifer nutzte diesen Moment der körperlichen Erschöpfung, um ihn nach vielen hässlichen Herausforderungen insbesondere mit drei gezielten Versuchungen zu Fall zu bringen: Er forderte Jesus auf, Steine in Brot zu verwandeln, um seinen Hunger zu stillen, forderte ihn heraus, sich von der höchsten Stelle des Tempels zu stürzen, um Gottes Schutz zu testen und seine Macht als Gesandter Gottes zu beweisen, und bot ihm die Herrschaft über alle Reiche der Welt an, wenn er sich vor ihm niederwerfen würde. Doch Jesus widerstand jeder dieser Versuchungen mit unerschütterlicher Entschlossenheit, indem er sich auf seine innere Überzeugung berief und sowohl seinen absoluten Gehorsam als auch sein unerschütterliches Vertrauen zu Gott bekräftigte.
Seine Zeit in der Wüste war eine Phase intensiver geistiger Prüfung und Selbstbesinnung, in der er seine Treue zu Gott demonstrierte. Sie zeigte, dass sein Vertrauen auf den Vater stärker war als körperliche Bedürfnisse, menschlicher Stolz oder weltliche Macht. Damit bewies er seine moralische Unerschütterlichkeit und geistige Stärke, bevor er in die Welt hinaustrat, um seine göttliche Mission zu erfüllen.
Die Lehrtätigkeit
Jesus von Nazareth unternahm eine weite Reise durch die Regionen Galiläa, Judäa und andere Gebiete des Nahen Ostens, um die Botschaft des „Reiches Gottes“ zu verkünden. Dieses Reich war nicht ein politisches oder weltliches Königreich, sondern vielmehr ein geistiges Reich, das die Herzen und das Verhalten der Menschen verändern sollte, nämlich die Himmel, die es wieder zu erreichen galt. Voraussetzung ist eine Umkehr der Gesinnung und gläubiges Vertrauen zu Gott.
Die Lehren Jesu fokussierten sich stark auf hohe ethische Werte wie Liebe, Barmherzigkeit und Vergebung. Besonders in einer Zeit, in der die jüdische Gesellschaft durch das Gesetz des Mose und die strenge Einhaltung religiöser Vorschriften geprägt war, stellte Jesus die Bedeutung innerer Umkehr und einer persönlichen Beziehung zu Gott in den Vordergrund. Er forderte seine Anhänger auf, ihre Mitmenschen zu lieben – sogar ihre Feinde – und sich nicht nur auf äußere religiöse Praktiken, sondern auf die Herzenshaltung zu konzentrieren. Dabei betonte er, dass wahre Reinheit nicht nur von äußeren Handlungen, sondern von einer inneren Transformation kommt.
Eine seiner wichtigsten Lehrmethoden waren die Gleichnisse – kurze, oft bildhafte Erzählungen, die tiefere spirituelle Wahrheiten verdeutlichten. Zum Beispiel erklärte er das Reich Gottes oft als etwas, das wie ein Senfkorn beginnt, das klein und unscheinbar ist, aber große Früchte trägt, wenn es sich entfaltet. Diese Geschichten sollten den Menschen helfen, das Verständnis für göttliche Prinzipien und den Weg zu einem rechtschaffenen Leben zu vertiefen.
Neben seiner Lehre vollbrachte Jesus auch zahlreiche Wunder, die seine göttliche Autorität und Macht unterstrichen. Er heilte Kranke, öffnete die Augen der Blinden, gab Tauben das Gehör zurück und erweckte Tote zum Leben. Besonders bemerkenswert war das Wunder der Speisung von Tausenden von Menschen mit nur wenigen Broten und Fischen. Diese Taten waren nicht nur Zeichen seiner göttlichen Kraft, sondern auch eine praktische Demonstration seiner Barmherzigkeit und Sorge um das Wohl seiner Mitmenschen.
Die Bergpredigt, die Jesus auf einem Hügel in Galiläa hielt, ist ein zentrales Ereignis in seinem Wirken und enthält viele seiner bekanntesten Lehren. Hier erklärte er unter anderem die Seligpreisungen, in denen er die Demütigen, die Friedfertigen und die Barmherzigen segnete. In dieser Rede stellte er Grundsätze auf, die weit über das hinausgingen, was das jüdische Gesetz vorschrieb. Er legte den Fokus auf die innerliche Haltung, etwa indem er sagte: „Selig sind die, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott sehen.“ Diese Aussagen führten zu Spannungen mit den religiösen Führern seiner Zeit, besonders den Pharisäern und Schriftgelehrten, die die strikte Einhaltung des Gesetzes betonten.
Jesus’ Kritik an der Heuchelei und dem falschen Glauben der religiösen Elite zog ihren Zorn auf sich. Er prangerte die Scheinheiligkeit an, die zu jener Zeit unter den religiösen Führern verbreitet war, und forderte eine wahrhaftige, demütige Frömmigkeit. In seiner Sichtweise war das Gesetz nicht nur als äußerliche Vorschrift zu verstehen, sondern als ein Instrument zur Verwandlung des Herzens und der Beziehungen zwischen den Menschen.
Ein Höhepunkt in Jesu Leben war der Einzug in Jerusalem, wo er als der erwartete Messias begrüßt wurde. Am Palmsonntag zog er auf einem Esel in die Stadt, während die Menschen ihm mit Palmzweigen zujubelten und „Hosanna“ riefen. Dieses Ereignis wird als Erfüllung von Prophezeiungen im Alten Testament angesehen und markiert einen Wendepunkt in seiner Mission.
Kurz darauf, während des jüdischen Passahfestes, fand das Letzte Abendmahl statt, bei dem Jesus mit seinen zwölf Jüngern zusammen war. In dieser heiligen Mahlzeit, die als das erste Liebesmahl bezeichnet wird, brach er das Brot und teilte den Wein aus, wobei er seine bevorstehende Kreuzigung und das damit verbundene Opfer andeutete. Er bereitete seine Jünger auf das Unvermeidliche vor und betonte die Bedeutung des Glaubens und der Hoffnung in der Zeit des Leidens.
Der Verrat von Judas Iskariot, einem seiner engsten Jünger, führte zur Verhaftung Jesu. Judas verriet ihn an die religiösen Führer, die ihn in der Nacht gefangen nahmen. Nach einem schnellen Prozess vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus, der keine Schuld an ihm fand, aber aufgrund des Drucks der Menschenmenge zustimmte, wurde Jesus zum Tod am Kreuz verurteilt. Dieses Opfer war notwendig für die Erlösung der Menschheit. Jesus als das „Lamm Gottes“ starb für die Sünde der Untreue gegen Gott.
Das Ende – und der Anfang
Sein Tod am Kreuz auf Golgatha beschließt das irdische Erlösungsereignis, in dem er sich als Opfer für die Sünde der Untreue der gefallenen Schöpfung hingibt. Er durchlitt größte körperliche Qualen und tiefstes seelisches Leiden, als er von den Menschen, denen er gedient hatte, verspottet und verlassen wurde. Mit seinen letzten Worten drückte er Vergebung und Vertrauen in Gott aus. Dies ließ ihn letztendlich erfolgreich, als Sieger über die Versuchungen des Bösen in das Geistige eingehen.
Dort konfrontierte Christus als Sieger seinen gefallenen Bruder Luzifer in einem entscheidenden geistigen Kampf. Luzifer, der einst ein Lichtträger Gottes war, hatte sich durch seinen Hochmut und Ungehorsam von Gott entfernt. Besiegt und seiner Autorität beraubt, wurden Luzifers Befugnisse und sein Einfluss auf die gefallene Schöpfung eingeschränkt. Seit diesem Moment erhielt jedes gefallene Geschöpf die Möglichkeit, aus freien Stücken den Machtbereich Luzifers zu verlassen und sich wieder Gott zuzuwenden.
Durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung verband Christus die zwei zuvor getrennten Reiche – das irdische und das himmlische. Er errichtete eine geistige Brücke, die den Weg zu Gott für alle Geschöpfe wieder öffnete. Diese Brücke ist der Weg des Glaubens, der Liebe und der Erlösung, den Christus durch sein Vorbild bereitet hat. Jeder Mensch, der guten Willens ist, sein Herz für Gott öffnet und Christus als den wahren König anerkennt, kann diese Brücke beschreiten und zur Gemeinschaft mit dem Vater zurückkehren. So wurde durch Christus das Tor zum Himmel erneut aufgestoßen, und die Dunkelheit verlor ihre uneingeschränkte Macht über die ihr verfallene Geschöpflichkeit.
Drei Tage später, am Ostermorgen, erschien er nach seiner Auferstehung seinen Jüngern. Damit sie ihn wiedererkennen konnten, bediente er sich seiner irdischen Erscheinung als Mensch Jesus. Er offenbarte sich ihnen jedoch als der lebendige Christus. Über Gespräche stärkte er sie in ihrem Glauben, teilte Mahlzeiten mit ihnen und führte sie in die Tiefe seiner Erlösungsbotschaft ein. Besonders Thomas, der zweifelte, wurde durch die Berührung der Wundmale von der Wirklichkeit der Auferstehung überzeugt.
Mit der siegreichen Rückkehr des Geistes Christus in die Himmel, bekannt als Himmelfahrt, war die Aufgabe des Menschen Jesus erfüllt. Er übergab seinen Jüngern die Mission, seine Botschaft in die Welt zu tragen, und versprach ihnen den Beistand der heiligen Geisterwelt Gottes, also dem gottgewollten Spiritismus, über den er fortan seine helfenden Hände reicht.
Seine Worte und sein Leben prägen bis heute den Glauben von Millionen Menschen weltweit und geben Hoffnung, Trost und Orientierung als Grundlage für den persönlichen Heimweg jedes Geschöpfes in die Himmel.
